Wir gebrauchen sie täglich mehrmals, meist unbewusst, weil sie so in den Sprachgebrauch übergegangen sind - die Redewendungen oder Redensarten. Und denken dabei mit Sicherheit selten oder gar nicht darüber nach, woher sie denn wohl kommen. So gibt es auch einige Redewendungen rund um die Zähne, deren Bedeutung auf der Hand liegt, aber warum es sie gibt, scheint erklärungsbedürftig.... Das Zähneklappern z. B. ist ja nicht nur ein Sprichwort, man tut es ja tatsächlich und weiß auch, das passiert bei Kälte oder Angst. Wissen Sie denn auch auf Anhieb, warum man manchmal sagt "Die hat aber Haare auf den Zähnen"? Also jemand, der sich nichts bieten lässt und auch mal ordentlich austeilt?
Da muss man ein bisschen ausholen. Grimms Wörterbuch entstand in seinen Anfängen zwar erst vor ca. 180 Jahren, aber bezüglich der Haare auf den Zähnen beruft man sich darin auf den "Sachsenspiegel", vermutlich in den Zwanzigern des 13. Jahrhunderts entstanden und so etwas wie das älteste deutsche Rechtsbuch. So heißt es "Voller Haarwuchs an Kopf und Bart ist Zeichen der Kraft, und als Mann wird im deutschen Rechte der erkannt, der Haare am Bart, unter den Armen und an den Schamtheilen hat". Je mehr Haare also, als desto durchsetzungsfähiger, männlicher, tapferer galt man. Es ist anzunehmen, dass es ursprünglich sogar "Haare auf den Zehen" hieß. Denn stark behaarte Zehen hatten nun wirklich nur einige Männer, und je mehr, als desto männlicher galten sie, als jemand, der sich nichts gefallen ließ. Also galt dies ursprünglich als Anerkennung. Die Übertragung auf Körperteile, die eigentlich unbehaart sind -also die Zähne- sollte eine ironische Überspitzung darstellen. So wurde das "Haare auf den Zähnen haben" dann auf Frauen gemünzt, die als streitlustig, widerborstig und rechthaberisch galten. Mittlerweile wird das Sprichwort aber auch wieder auf Männer angewandt, der Sinn bleibt derselbe.
Und hatten Sie vielleicht in letzter Zeit ein Vorstellungsgespräch? Hat Ihnen die Fragerunde dort ordentlich auf den Zahn gefühlt? Dann Glückwunsch - denn eigentlich waren Sie beim Pferdehandel... Es war früher durchaus üblich, älteren Gäulen, die man gern im wahrsten Sinn des Wortes noch für jünger verkaufen wollte, in den Wochen vor dem Pferdemarkt gutes und kräftiges Futter zu geben, damit das Pferd gepflegter, aktiver und jünger wirkte. Der ein oder andere ließ sich so vielleicht täuschen; aber diese Tricks blieben dem gewieften Kunden natürlich nicht verborgen. Sie blickten dem Pferd ins Maul und befühlten die hinteren Mahlzähne, um so die tatsächliche Abnutzung und damit das wahrscheinliche Alter des alten "Kleppers" herauszubekommen.
Wenn jemand Sie bittet, einen Zahn zuzulegen, also sich zu beeilen, könnten Sie wieder mit mittelalterlichem Wissen punkten. Denn daher kommt die Bedeutung ursprünglich. Im Mittelalter wurde in den Küchen über offenem Feuer gekocht. Mit Hitzeregulierung so wie am modernen Elektroherd war damals natürlich nichts - stattdessen hingen über den Kochstellen lange Metallschienen mit mehreren Zacken, auch Zähnen genannt. Sollte also etwas möglichst schnell erhitzt oder gegart werden, hängte man den Topf entsprechend tiefer, gab also einen Zacken (Zahn) hinzu.
So, und wenn Sie heute Abend nach Hause kommen, sehen Sie zu, dass Sie etwas zwischen die Zähne bekommen. Aber auch genug, sonst wär's ja für den hohlen Zahn........